Wenn Rötha für einen Abend zur Rennstadt wird
Einmal im Jahr wird die Kleinstadt Rötha zur Rennstadt. Und damit sind jetzt nicht die gelegentlichen Motocross-Wettbewerbe am Rande der Stadt gemeint. Vielmehr wird die Straße der Jugend zum dicht von Zuschauern gesäumten Motodrom, wenn die Grundschule ihr Seifenkistenrennen veranstaltet.
Das gab es in diesem Jahr zum 17. Mal seit 2005. Und es wurde wieder ein buntes Spektakel mit viel Spannung, mit Enttäuschungen und Tränen, mit einer bunten Überraschung, mit mehreren neuen Seifenkisten und mit einem Geschäft, das am Rande der Rennen perfekt gemacht wurde.
Ein Motor, der nicht verboten ist
Die Überraschung zuerst. Mit ihr traten Hannah (8) und Ellie (9) zum Rennen an. Das nagelneue Fahrzeug dürfte die Hüter des Reglements für einen Moment beschäftigt haben. Denn die Väter der beiden Mädchen haben tatsächlich einen kleinen Motor eingebaut in den Rainbow. Der treibt allerdings nicht die Räder an, sondern eine kleine Maschine, die während der Fahrt tatsächlich Seifenblasen aus dem Heck versprüht.
So etwas, stellte Streckensprecher Klaus Rostalski beim ersten Start des Rainbow erstaunt fest, gab es noch nie. Ein Klassiker auf der leicht abschüssigen Strecke war dagegen der Croco-Racer. Der war in diesem Jahr tatsächlich zum elften Mal dabei, hat schon mehrmals Besitzer und Besatzung gewechselt.
Für Valentin und Ole, die Vorjahressieger, war es das letzte Rennen in dem dreirädrigen Flitzer, denn die Viertklässler verlassen die Grundschule. Zum Abschied schafften die beiden immerhin Platz zwei. Der Croco-Racer wird vermutlich seine Stellung als Oldtimer beim Seifenkistenrennen in Rötha behaupten.
Der Deal ist perfekt
Denn am Rande der Veranstaltung machten die Vorbesitzer schon den Deal mit ihren Nachfolgern perfekt: Anne Gehrke und Julia Richter übernehmen die Seifenkiste für ihre Kinder Yuna und Armin, die sich schon sehr aufs Rennen im nächsten Jahr freuen.
Auch der Thunderbird war nicht neu auf der Strecke. Wiedererkannt dürften ihn nicht viele der um die 100 Zuschauer haben. Denn der kleine, graue Flitzer war im vorigen Jahr noch rot. Er wechselte für drei Kästen Bier den Besitzer, wurde komplett zerlegt, wieder zusammengebaut und umlackiert. Ben und Alexander fuhren damit auf Anhieb den Sieg ein.
Ein tapferer Pechvogel
Einer wird an diesem Abend zum tapferen Pechvogel. Charly ist im „Rasenden Röthaer“ der zweite Starter. Eine unglückliche Lenkbewegung lässt die Seifenkiste auf die Seite kippen. Gefühlt alle an der Strecke halten die Luft an. Doch Charly steigt aus, schluchzend zwar, aber nur mit ein paar Kratzern.
Die Jury gesteht dem Team eine Wiederholung zu. Fahren mag Charly nicht mehr, aber tapfer verdrückt er die Tränen und schiebt seinen Freund Elias zweimal an, so dass auch der „Rasende Röthaer“ auf zwei Wertungsläufe kommt.
Streckensprecher verlässt die Hochzeit seines Bruders
Neben dem Rainbow, in dem Hannah und Ellie im Seifenblasentaumel auf Platz drei fuhren, waren noch weitere ganz neu gebaute Seifenkisten am Start. Eine hieß Herby und sah auch ein bisschen so aus wie das berühmte Filmauto mit ähnlich klingendem Namen. Mary und Felicia konnten in Herby sogar durch eine richtige Seitentür einsteigen. Das gab’s auch nicht nochmal.
Den Job der Starterin mit schwarz-weißer Klappe vom Sportplatz hat auch in diesem Jahr Schulleiterin Silke Kruppa übernommen. Drei ihrer Kolleginnnen nahmen die Zeit, und Hans Joachim Keil schwenkte die Zielfahne. Und auch Bürgerpolizist Benito Bergander war natürlich wieder mit dabei. Er begutachtete vor den Rennen jede Seifenkiste.
Streckensprecher Rostalski und Techniker Michael Kubach sind auch sonst ein Team als DJs. Vom Seifenkistenrennen sind die beiden seit Jahren nicht wegzudenken, und sie brennen für diese Veranstaltung. So sehr, dass Kubach im vorigen Jahr extra für den Abend 150 Kilometer aus dem Urlaub zurück nach Rötha kam. Und in diesem Jahr verschwand sein Kompagnon tatsächlich für ein paar Stunden von der Hochzeit seines Bruders, um die Rennen zu moderieren. So viel Leidenschaft steckt im Seifenkistenrennen der Grundschule Rötha.
André Neumann
LVZ online, 15.06.2023, 21:53
Die Röthaer haben ihr Seifenkistenrennen zurück
Dunkle Wolken wabern über Rötha hin und her. Kein gutes Omen für schnelle Fahrten von bunten Flitzern, an deren Steuer sieben bis elf Jahre alte Kinder sitzen. Doch nach zwei Corona-Jahren will die Grundschule Rötha das traditionelle Seifenkistenrennen, das es hier immerhin schon seit 2005 gibt, wieder auf die Straße bringen.
Und es sind ja auch alle da: Mütter, Väter, Omas, Opas, Freunde, Bekannte und natürlich die Wichtigsten, die Mädchen und Jungen, die die Seifenkisten steuern und anschieben wollen. Außerdem Klaus Rostalski, seit Jahren Moderator und Streckensprecher, und Michael Kubach. Der Hobby-DJ ist seit 2008 dabei und tatsächlich gerade eben aus seinem Urlaubsort im Harz nach Rötha geeilt, um hier das Rennen zu beschallen. Danach fährt er zurück.
Der erste Start muss wiederholt werden
Die Polizei ist auch da, in Person von Bürgerpolizist Benito Bergander. Der hat vor dem Rennen gemeinsam mit Schulleiterin Silke Kruppa alle neun Kisten, die heute am Start sind, einer Prüfung unterzogen: Lenkung und Bremse müssen funktionieren. Die Räder dürfen nicht größer sein, als es das Reglement erlaubt, weil die Autos dann zu schnell werden. Zu breit dürfen die Kisten auch nicht sein.
Dann geht’s los. Die Schulleiterin schlägt die Startklappe, Elisa Reck und Lilly Teske, Referendarin und Praktikantin an der Schule, drücken die Stoppuhren, und der DJ lässt für den erste Start der Kiste namens „RBL“ das Intro von „The Race“ über die Boxen laufen. Leo schiebt kräftig, Max steuert – und es geht kaum vorwärts. Auf dem feuchten Asphalt rollen die Räder schlecht, die Uhr rast. Das Auto muss erneut angeschoben werden, damit es überhaupt unten ankommt.
Die Rennleitung rätselt und entscheidet: Der Anlauf wird verlängert. Ein Kreidestrich – und das erste Team darf gleich noch mal. Alles fast wie beim richtigen Autorennen. Dafür sorgt auch eine feuerrote Seifenkiste, die nicht nur Ferrari heißt, sondern auch so aussieht. Uwe Wellmann hatte sie gebaut, als Michael Schumacher wenige Jahre zuvor bei Ferrari eingestiegen war.
Schneller Flitzer mit spannender Geschichte
Damals fuhr sein Sohn Stefan damit, heute bilden Wellmanns Enkel Anton und dessen Schulfreund Manuel das Ferrari-Team. Anton trägt sogar einen roten Rennanzug. Der Formel-Wagen mit der „1“ vorn drauf dürfte heute die älteste Seifenkiste sein. Die schnellste ist sie nicht.
Platz eins holt sich ein grüner Flitzer mit drei Rädern und spannender Geschichte. Der „Croco Racer“, gesteuert und angeschoben von Valentin und Ole, muss irgendwann im Jahr 2008 das Licht der Welt erblickt haben. DJ Kubach baute ihn, als sein Sohn in der ersten Klasse war und beim Schulrennen mitmachen wollte.
Viermal fuhr der den Wagen, dann wurde die „Kiste“ verliehen, später verkauft, und so tauchte sie immer wieder beim Seifenkistenrennen auf. In diesem Jahr kaufte Olaf Kuhnhardt den Renner mit den gefletschten Zähnen, er schickte seinen Sohn Ole und dessen Freund Valentin auf die Strecke.
Ein Auto fährt fünfmal auf der abschüssigen Strecke
Doch längst nicht alle Seifenkisten haben schon so oft Asphalt unter den Rädern gespürt, einige sind ganz neu, wurden erst für diesen Tag gebaut. So wie „Die wilde Hilde“, die Mias Papa Tobias Schild in vier Wochen gebaut hat. Jetzt gibt er seiner Tochter am Start letzte Tipps.
Zwei Wertungsläufe hat jedes Auto auf der von Zuschauern gesäumten Strecke. Fahrer und Anschieber wechseln sich ab, die Gesamtzeit zählt. Die Strecke führt am neuen Diakonie-Kindergarten vorbei. Beim letzten Rennen vor drei Jahren war das Gelände noch unbebaut, damals diente es als Fahrerlager und Platz für Buden und Stände. Diesmal stellt die Diakonie ihre Toiletten zur Verfügung, und der DJ hat einen Platz hinterm Zaun.
Nur Corona hat das Rennen ausgebremst
Der „RBL“-Wagen, der so heißt, weil seine Piloten Fans der Roten Bullen (Fußball-Bundesligist RB Leipzig) sind, wird von zwei Teams gefahren. Einschließlich der ersten, nicht gewerteten Fuhre, rast der also fünfmal den flachen Berg hinunter. Für einen Spitzenplatz reicht es nicht. Aber die Jury zeichnet ihn als schönste Seifenkiste aus – vielleicht lässt sie sich von dem blinkenden Blaulicht vorn zwischen den Rädern beeindrucken. So etwas hat an diesem Abend kein anderes Fahrzeug.
Wer das Röthaer Seifenkistenrennen 2005 erfunden hatte, weiß Schulleiterin Silke Kruppa nicht, sie kam erst 2008 an die Schule. Zwei Jahre Corona waren der einzige Grund, der den Spaß bisher ausbremsen konnte. Sie ist froh, dass das Rennen wieder stattfindet und will einen Namen unbedingt noch erwähnen. Falko Majorczyk, so heißt der neue Hausmeister der Schule, habe alles organisiert und aufgebaut.
Den zweiten Platz holen übrigens Charlotte und Hannah mit dem fast raketenschnellen „Apollo 11“. Platz drei sichern sich Frida und Emma mit ihrem Auto „Bunter Blitz“.
Ein Rennen für die Eltern gibt es auch. Allerdings trauen sich nicht alle in die engen Autos hinein. Auch hier macht der „Croco Racer“ das Rennen, mit Stefan Friedrich am Steuer, dem Elternsprecher der Grundschule.
André Neumann
Borna-Geithainer Zeitung, 09.07.2022, S. 34
Stadtrat entscheidet für Schulsozialarbeit
Rötha finanziert Stelle zwei Jahre ohne Fördermittel / Schulleiterin will mehr Unterstützung für Schüler / Grundschule Espenhain bleibt außen vor
Die Grundschule Rötha bekommt eine Schulsozialarbeiterin, deren Träger der Verein „Wegweiser“ sein wird. Das hat der Stadtrat auf einer Sondersitzung beschlossen. Die Entscheidung fiel mit deutlicher Mehrheit, war aber in der vorangegangenen Debatte nicht unumstritten.
Entscheidung war aus Sicht Schule dringend
Was unter anderem an der finanziell ungünstigen Konstellation für die Stadt lag. Der Stadtrat hatte sich im vorigen Jahr nämlich grundsätzlich für Schulsozialarbeit an der Grundschule Rötha ausgesprochen, war da aber davon ausgegangen, 50 Prozent Fördermittel zu erhalten und so eine 30-Wochenstunden-Stelle finanzieren zu können.
Weil der Kreis eine Förderung ablehnte, schlug die Verwaltung vor, den ohnehin geplanten Eigenanteil von rund 24 000 Euro jährlich um rund 8000 Euro aufzustocken, womit eine Stelle mit 20 Wochenstunden finanziert werden könnte.
Aus Sicht der Verwaltung musste die Entscheidung schnell herbeigeführt werden, weil der Verein bereits eine Mitarbeiterin hatte, die aber ohne das Geld der Stadt nicht mehr länger vorhalten könne. Deswegen rief Bürgermeister Stephan Eichhorn (parteilos) die Sondersitzung ein.
Dringend ist die Angelegenheit auch aus Sicht der Schule. Schulleiterin Silke Kruppa, die der Stadtratssitzung beiwohnte und Rederecht erhielt, möchte die Schulsozialarbeiterin lieber heute als morgen in der Bildungseinrichtung an die Arbeit gehen sehen.
Sie appellierte an die Verantwortung der Stadträte „für Familien und Kinder und unsere 160 Schüler“ und erinnerte daran, dass in Rötha seit drei Jahren über die Einführung von Schulsozialarbeit gesprochen wurde. Zugleich erklärte sie, dass es viele Kinder gebe, die Hilfe brauchen. Dazu zählt sie an ihrer Schule unter anderem viele Kinder aus nicht deutschsprachigen Familien sowie Kinder mit Förderbedarf.
Land-Fraktion möchte schnell auch eine Lösung für Espenhain
Laut einer Studie, sagte Kruppa, habe jedes dritte Kind psychische Probleme. An der Röthaer Grundschule sei gerade erst ein Kind durch die Behörden in Obhut genommen worden, und es sei ein Fall von Kindeswohlgefährdung bekannt geworden. Man müsse keine Angst haben, dass eine Schulsozialarbeiterin zu wenig Arbeit haben könnte. Die Lehrer könnten diese Arbeit nicht leisten.
Diese Argumentation griff Pascal Németh (Fraktion Röthaer Land) auf, der sagte: „Es ist eine Investition in die Zukunft und gut angelegtes Geld.“
Sein Fraktionskollege Jens Dittrich bedauerte dennoch, dass „wir eine Schule komplett rauslassen“. Er hoffe, dass möglichst schnell auch eine Lösung für die Grundschule in Espenhain gefunden werde.
Für Folgejahre soll erneut Förderantrag gestellt werden
Die Schulsozialarbeit an der Grundschule Rötha finanziert die Stadt jetzt zunächst für zwei Jahre komplett aus eigenen Mitteln. Für 2023 und 2024 soll dann erneut ein Förderantrag gestellt werden. Schulleiterin Silke Kruppa zeigte sich froh und erleichtert über die Entscheidung, speziell auch über den gewählten Träger. Der Verein „Wegweiser“ aus Böhlen sei nämlich mit Schulsozialarbeit auch an den wichtigsten weiterführenden Schulen tätig, an die die Grundschüler aus Rötha nach der vierten Klasse wechseln.
André Neumann
Borna-Geithainer Zeitung, 15.02.2021, S. 30
Die Schulanfangsfeiern im Landkreis Leipzig fielen im Corona-Jahr anders aus als normalerweise – zwei Dinge waren aber wie immer: die Ideenvielfalt und die Vorfreude
Landkreis Leipzig. Abstand halten, Masken tragen, die Eltern auf dem Schulhof, die ABC-Schützen im Schulgebäude. An vielen Schulen wurde möglich gemacht, was möglich war. Zum Beispiel in Rötha. Hier hatten Lehrer, Schulleitung und Geschwisterkinder eine Feier auf die Beine gestellt, die in Erinnerung bleiben wird. Sogar Großeltern konnten dabei sein. Zumindest als Zaungäste.
In zwei Durchgängen wurden die insgesamt 44 ABC-Schützen in die Grundschule Rötha eingeschult. Klasse 1a war um 10 Uhr dran, Klasse 1b eine Stunde später. Mit Maske kamen die Eltern auf den geschmückten Schulhof. Sie nahmen mit viel Abstand voneinander Platz, durften paarweise zusammen sitzen. „Und weil Sie jetzt nicht sehen, was Ihre Kinder im Schulhaus sehen, haben wir für Sie ein Video auf die Schulhomepage gestellt“, erklärte Schulleiterin Silke Kruppa vorab. Während die Eltern draußen von Kruppa die Geschichte vom „Ernst des Lebens“ vorgelesen bekamen, lernten die Knirpse schon einmal ihre Klassenräume und Klassenlehrer kennen. Auch für die ABC-Schützen gab es eine Geschichte – vom kleinen Löwen, der in die Schule kommt und für den alles neu ist.
„Es ist anders, aber dennoch schön"
Für Kruppa war es in all den Dienstjahren die erste Einschulung dieser Art. „Es ist anders, aber es wird dennoch schön“, zeigte sie sich vorab überzeugt. Bei den Eltern überwog die Freude darüber, dass überhaupt eine kleine Feierstunde möglich war. „Wir hatten gebangt und lange befürchtet, dass die Einschulung gänzlich ins Wasser fällt“, sagte Christian Wuttke, dessen Tochter Emma Ruby ab Montag die Schulbank drückt. Für Sandra Wröbel, deren Sohn Leo in die Schule kam, war das alles zwar etwas befremdlich, „aber letztlich werden die Kinder nichts vermissen, was sie nicht kennen gelernt haben“, betonte sie. Zumal Lehrer und Kruppa eine rundum gelungene Einschulung organisiert hatten.
Bei den meisten Erstklässlern waren sogar die Großeltern mitgekommen. Da pro ABC-Schütze allerdings nur Eltern und Geschwister auf dem Schulhof dabei sein durften, wurden Großeltern und Verwandte kreativ. Karin und Karl Krähe waren bereits am Freitagabend aus Guben angereist, um den großen Tag ihres Enkels Leo nicht zu verpassen. Sie hatten einen Platz hinter dem Zaun ergattert und machten von dort aus fleißig Bilder. Zaungäste waren auch Angelika und Horst Jäger aus Sangerhausen. „Für uns ist das nicht so schlimm, wir sehen ja alles und sind ja doch mit dabei“, betonten die Großeltern.
Bücher und Hygieneregeln zum ersten Schultag
Der erste Schultag am Montag wird für die 44 Schüler nun sicherlich ungewöhnlich. Nicht nur, weil noch alles neu ist, sondern weil es neben dem Stundenplan und Büchern auch Hygieneregeln geben wird. Und trotz der gelungenen und liebevoll gestalteten Einschulung bleibt bei manchen Eltern ein mulmiges Gefühl. „Wir machen uns schon Sorgen, dass Klassen oder gar ganze Schulen geschlossen werden, wenn es Corona-Fälle gibt“, sagte Romy Mai. Allerdings bliebe ohnehin nichts anderes übrig, als abzuwarten. „Wie es in Zukunft läuft, wird sich zeigen.“ Jetzt stehe erst einmal eine große Gartenparty für ABC-Schützin Enni an.
Julia Tonne
Borna-Geithainer Zeitung, 31.08.2020, S. 25
Schulstart mit Corona-Regeln: Was gibt es zu beachten?
So bereiten sich Schulen und Gymnasien des Landkreises Leipzig auf den Unterricht vor
In der Grundschule Rötha steht neben der Regelung des Schulbetriebs ein anderes Thema ganz oben auf der To-Do-Liste: Die Einführungsfeier zum Schulanfang – dem wohl wichtigsten Ereignis im Leben eines Kindes. „Natürlich verdienen die Kinder einen schönen Tag“, sagt die Schulleiterin Silke Kruppa. In den vergangenen Jahren fanden die Feierlichkeiten im Volkshaus Rötha statt. Dort trafen sich alle Erstklässler und die Angehörigen, um sich ein buntes Programm anzuschauen, das traditionell die Schüler der vierten Klasse vorbereitet hatten.
Einführung für Röthaer Erstklässler auf dem Schulhof
„Dieses Jahr ist alles anders“, so Kruppa. Die beiden neuen Klassen werden nacheinander im Schulhof feierlich begrüßt. „Es wird eine tolle Überraschung. Wir haben uns vieles ausgedacht“, freut sich die Schulleiterin. Die Eltern werden auf dem Hof warten und die Kinder kommen die Feuertreppe herunter gelaufen“, erzählt sie. Außerdem würden dieses Jahr nur die älteren Geschwister der Erstklässler ein Programm vorführen. „Dadurch ist es emotionaler und persönlicher“, findet Kruppa. Es werden Gedichte und Lieder vorgetragen, auch ein Violinenstück wird dabei sein. Mehr wolle sie nicht verraten, denn „es soll ja eine Überraschung für die Eltern werden“. Was den Betrieb im neuen Schuljahr erleichtert, seien die neuen Gesundheitsbestätigungen für die Kinder. Bisher mussten die Eltern täglich unterschreiben, dass sie ihre Sprösslinge ohne Symptome einer Corona-Infektion in die Schule schicken. Ab 31. August gibt es nur noch ein allgemeines „Belehrungsblatt, das bis zu den Winterferien gilt“, so Kruppa.
In der ersten Woche gibt es in allen Klassen der Grundschule Rötha fächerverbindenden Unterricht mit dem Klassenleiter, um mit den Schülern alle Neuigkeiten und Organisatorisches, wie die Sitzordnung, zu besprechen. Ein weiterer Grund: Man wolle die erste Woche nutzen, um eventuelle Neuerungen, etwa seitens des Kultusministerium, abzuwarten und kurzfristig einbinden zu können. Außerdem werde es in diesem Schuljahr Förderunterricht geben, um die coronabedingten Defizite des Vorjahres aufzuholen. „Die dritte Klasse zum Beispiel hatte kein Englisch, mit einer Stunde zusätzlich werden sie den Stoff nachholen“, erklärt die Schulleiterin. „Wir sind gut vorbereitet, für alle Fälle. Aber ich glaube nicht, dass es wieder zu flächendeckenden Schulschließungen kommt, nur punktuell“, sagt sie abschließend.
Julia Tonne
Borna-Geithainer Zeitung, 28.08.2020, S. 32
Prominente lesen Schülern vor
Namhafte Teilnehmer beim Vorlesetag in Rötha dabei
Deutschlands aktuell erfolgreichste Kugelstoßerin heißt Christina Schwanitz, die seit diesem Jahr neue Pfarrerin von Rötha und Böhlen heißt Sabine Wagner. Diese und weitere sechs prominente Frauen und Männer statten am 15. November der Grundschule Rötha einen Besuch ab. Sie werden den Mädchen und Jungen der Schule vorlesen.
Den bundesweiten Vorlesetag, initiiert von der Stiftung Lesen, der Wochenzeitung Die Zeit und der Deutsche Bahn Stiftung, gibt es seit 2004 jedes Jahr am dritten Freitag im November. Die Grundschule Rötha ist nicht ganz von Anfang an dabei, beteiligt sich in diesem Jahr aber schon zum 12. Mal.
„Dass Vorlesen wichtig ist“, sagt Schulleiterin Silke Kruppa, „darüber sollten wir uns alle einig sein.“ Beim Vorlesetag lesen nicht die Eltern ihren Kindern vor, sondern fremde Menschen. „Das heißt“, sagt die Schulleiterin, „jemand nimmt sich Zeit für die Kinder, die hören zu und tauchen in eine fremde Welt ab“. Das passiere viel zu selten, ist Silke Kruppa überzeugt. „Und deshalb nehmen wir uns diese Zeit für unsere Kinder“, unterstreicht sie die Wichtigkeit der Aktion.
Dass in diesem Jahr in Rötha gleich acht namhafte Vorleser interessante Geschichten vortragen werden, das hat einerseits mit dem Thema des diesjährigen Vorlesetages, andererseits mit dem Vater eines neuen Schülers zu tun.
2019 steht der Tag unter dem Motto „Sport und Bewegung“. Da trifft es sich gut, dass mit Stefan Friedrich ein gut vernetzter PR- und Eventmanager aus dem Sport in den Elternrat eintrat. Friedrich ist unter anderem Pressesprecher des Leipzig Marathons und Betreuer zahlreicher Sportveranstaltungen in Leipzig und Sachsen.
Für den Vorlesetag begab er sich auf die Suche nach Menschen, die das Thema Sport in ganzer Breite abbilden. Er sprach aktive und ehemalige Sportler an, fragte Sportjournalisten und Sportmanager im weitesten Sinne. „Wichtig war mir“, sagt Friedrich, „dass das Thema Sport entweder durch den jeweiligen beruflichen oder privaten Hintergrund oder durch das vorgelesene Buch zur Sprache kommt.“ Deswegen wird beispielsweise die Röthaer Pfarrerin aus einem Buch lesen, in dem es um Fußball geht.
Um Fußball geht es auch bei Bodo Senkbeil, einem Sportmanager, der unter anderem Nachwuchskader von RB Leipzig betreut. Er wird vor einer der beiden dritten Klassen lesen, die als besonders sportbegeistert gilt.
Wenn niemand kurzfristig wegen anderer Verpflichtungen absagen muss, können die Kinder der acht Schulklassen am Freitag auch noch drei Radio- und Fernsehmoderatoren beziehungsweise Kommentatoren zuhören, dem Leiter des Kanuparkes in Markkleeberg und einer Mitarbeiterin des sächsischen Verbandes für Behinderten- und Rehabilitationssport.
Borna-Geithainer Zeitung, 14.11.2019, S. 30